In einem gut gepflegten Stadtforst lebte einmal ein mutiges und belesenes Eichhorn direkt am Rande des Natur-Lehrpfades... Dort trug jeder Baum ein Namensschild, damit er wuЯte, wie er hieЯ, und das belesene Eichhorn Prдgte sich Alles genau ein... - besonders die lateinischen Namen... Mehr tat es nicht, denn es wollte gern Ein intellektuelles Eichhorn sein...
Frau Eichhorn war das nun aber gar nicht recht... "Keine NuЯ ist auf der hohen Kante", raunte sie, "und nichts hab' ich anzuzieh'n... - Seit Jahren lauf' ich nun schon herum in diesem schдbigen Braunen Filz...!" "Aber Porcia", entgegnete das Eichhorn mutig, "so hat es die Natur nun mal gewollt. So steht es auch auf jener Tafel: Gemeines Eichhorn, Scimurus vulgaris, baumbewohnendes Nagetier, buschiger Schweif, Fell: rцtlich-braun." Frau Eichhorn sprach: "Von deinen Tafeln brauchst du mir gar nichts vorzuschwafeln...! Ich Wьnsche mir, Denn mir gefдllt's, zum Winter einen Wieselpelz." "Wiesel..?!?", jammerte das Eichhorn mutig,"Hцr ich recht...?!? - mustela nivalis...?!? - Blutrьnstiges Kleinraubtier und natьrlicher Feind des gemeinen Eichhorns...?!?" "Auch ein Feind", meint Frau Eichhorn gut aufgelegt, "hдlt warm, wenn man sein Fell im Winter Trдgt... - Und nun, mein geliebter sivicius praecox, scher' dich fort...! - sonst blasґ ich dir Pfeffer in Deinen Podex colossalis...!"
Da schlich das Eichhorn mutig von dannen, Bewaffnete sich mit einem knorrigen Waldglockenblьmchen, und machte sich auf die Wieseljagd... Um sich Mut zu machen murmelte es dauernd geflьgelte Worte, wie: "Si tacuisses, philosophos Mansisses..." "So isses...!", meinte das Wiesel und sprang auf den Busch! - "Doch sei auf der Hut! Mich gelьstet nach deinem Rцmerblut...! Ergo status!"
Beherzt sprang das Eichhorn auf eine nahegelegene Tanne und zitterte so heftig vor Mut, daЯ ein Zapfen Herunterfiel, und dem Wiesel das BewuЯtsein raubte... Als es sich nach einer guten Stunde immer noch nicht gerьhrt hatte, sprang das Eichhorn mutig Vom Baum Herab, und hieb ihm, mit einem gewaltigen Streich, die Glockenblume ins Genick... Da starb das Wiesel mit Gestцhn' und rief:"Und dennoch war es schцn...!" "Vae victis" Triumphierte das Eichhorn mutig schleifte das Wiesel durch den Wald und brьllte: "Ich hab' das Unmцgliche mцglich gemacht, Ich habe das Wiesel umgebracht...! In meiner Wut bin ich fьrchterlich! - Ich bring' dir den Pelz, Porcia... - freust du dich...?"
Doch Porcias Freude war nicht ungetrьbt, denn der Marder hatte sie grade gefressen... Und Ungeniert Verspeiste er das mutige Eichhorn zum Dessert... "Zwei Hцrnchen im Bauch", meinte er danach, "sind besser, Als ein Brцtchen auf dem Dach..."
Moral: Sitzt der Marder hinterm Baum nьtzt Latein dem Eichhorn kaum. Oder: Wer das Unmцgliche mцglich macht, sollte dennoch das Wahrscheinliche nicht ganz aus den Augen Verlieren...
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